Sex And Drugs and Rock 'n' Roll...                                                        zurück


... das ist das, was man mit den 70er Jahren verbindet, und da mein Roman in dieser Zeit

spielt, gibt es davon natürlich auch etwas:


Sex:


Ihre Hände wanderten weiter hinunter über seinen bloßen Oberkörper.

Mann, bist du dünn“, entfuhr es ihr. „Ich kann ja alle Rippen zählen.“

Ist das wichtig?“ fragte er.

N-nein, wichtiger ist, was du in der Hose hast.“

Was bist du direkt!“ Er fühlte sich überrumpelt.

Sie machte sich an seinem Gürtel zu schaffen.

Oh, das sieht ja gar nicht schlecht aus“, schnurrte sie zufrieden, als sie es endlich

geschafft hatte, ihm die Jeans und den Slip herunterzuziehen.

Kirsten, was wird das jetzt?“

Na, das kannst du dir doch wohl denken.“

Gierig streichelte sie ihn an allen erreichbaren Stellen.

Hör mal, d-das geht doch nicht, ich meine, ich will jetzt keine feste Beziehung oder so.“

Wer redet denn von Beziehung? Bleib locker, Walter, lass uns einfach nur ...“

U-und dann?“

Nichts 'und dann', ich mag dich, wir haben so schön zusammen gearbeitet, und nun

haben wir eben noch ein bisschen Spaß. - Komm schon, du willst es doch auch“, sagte sie

mit einem anzüglichen Blick auf seine Körpermitte.

A-aber... Nimmst du die Pille?“ So viel Verantwortungsgefühl musste sein, er wollte auf

keinen Fall mitten im Studium Vater werden.

Bist du verrückt? Ich werde meinen Körper doch nicht mit künstlichen Hormonen

vollstopfen! Nein, ich verhüte mit der Temperaturmethode. Keine Angst, heute werden wir

kein Bäuerchen machen.“ Sie kicherte über ihr Wortspiel.

Er zögerte. „Du machst mich unheimlich an, aber ...“

Dann fummelte er etwas aus seinem Nachtschränkchen. „Sicherheit geht vor.“ Er packte

ein Präservativ aus und streifte es sich über.

Wie du meinst. Du willst wohl wirklich keine feste Beziehung.“

Er sagte nichts, konzentrierte sich nun voll auf den Akt. Eine Frau wie Kirsten wollte er

nicht enttäuschen, die hatte es wirklich drauf...

Ste-Kirsten! Aaaah!“

Erschöpft rollte er zur Seite. „Du schaffst mich“, stöhnte er.

War doch gut, oder?“ fragte sie mit leuchtenden Augen.

Schon, aber... okay, wir haben Sex gehabt, das war schön mit dir, keine Frage, aber...“

Entspann dich, Walter! Ich will das einfach genauso locker wie ihr Kerle sehen, erst dann

bin ich doch als Frau richtig emanzipiert. Ich denke gar nicht daran, mich an einen Typ zu

binden und mit ihm zusammenzuleben wie ein altes Ehepaar.“

Aber die Gefühle... Frauen reden doch immer von ihren Gefühlen, machen Pläne und

lassen einen nicht mehr los. Und Kirsten sieht das wirklich ganz unverbindlich?! Wäre ja

praktisch, aber irgendwie fehlt was dabei, da kann ich ja auch Sport machen...

Drugs:


Angelika saß am Tisch mit einer großen Kanne Tee, der süßlich duftete.

Oh, du hast schon Tee gemacht“, freute sich Walter, „wir sind völlig durchgefroren.“

Klar, ihr könnt auch was davon haben.“

...

Geka, der Tee ist echt gut.“ Walter schlürfte genießerisch, schenkte sich nach.

Nicht wahr... Mach dir Zucker 'rein, Steffi, dann ist der Nachgeschmack nicht so fies.“

...

Kommst du jetzt mit nach oben?“ fragte Walter und goss sich seinen Becher voll.

Ja.“ Stefanie füllte ihre Henkeltasse nach und gab zwei Löffel Zucker hinein.

Oben nahm sie auf Walters Autobank Platz und stellte die Tasse auf der zum Tischchen

umfunktionierten Kabeltrommel ab.

Was möchtest du hören?“ fragte er.

Doors – die haben so schöne spinnerte Texte, das passt zu unserem Tee.“

Er nickte und legte eine Platte auf. Dann setzte er sich neben sie. Vor lauter prickelnder

Erwartung wagte Stefanie nicht, ihn anzusehen. Nervös umklammerte sie den Teebecher,

versuchte sich auf die Musik zu konzentrieren. Auch Walter starrte vor sich hin, ohne

etwas zu sagen. Als die LP-Seite abgelaufen war, hatten sie ihren Tee ausgetrunken;

Walter erhob sich steifbeinig und ging zu seinem Plattenspieler.

Er drehte die Platte um, setzte sich neben Stefanie und legte den Arm um sie.

Herrlich, nicht?“

M-hm.“

Lass mich eine Kerze anzünden... Irgendwie bin ich so schläfrig...“

Das kommt wohl auch von der frischen Luft vorhin im Stadion.“

Er lehnte sich an sie. Stefanie rutschte ein wenig nach rechts und fiel beinahe von dem

schmalen Sofa, das keine Seitenlehne hatte.

Ist doch ziemlich unbequem hier. Komm.“

Er stand auf und zog sie zu sich heran. Dann führte er sie zu seinem Bett, ließ sich

erleichtert darauf fallen, und da er sie dabei nicht losließ, kam sie neben ihm zu liegen.

Irgendwie kalt hier“, fand er und zog die Decke über sie beide.

Stefanie genoss seine Nähe mit allen Fasern ihres Seins. Sie glaubte, sich niemals vorher

so wohlig entspannt und geborgen gefühlt zu haben. Sie war dankbar, dass er sie nicht

gleich befummelte und bedrängte, sondern einfach ganz ruhig neben ihr lag.

Was starrst du so an die Decke?“

...

Huh“, machte Stefanie. Seine Deckenlampe aus den 50er Jahren hatte zwar acht Arme,

aber sie bewegte sich nicht – oder doch? Angestrengt sah sie nach oben.

Hör auf damit, ich mag keine Spinnen.“ Ihr Alptraum von den Skorpionen fiel ihr ein.

Aber das ist doch nur die Lampe, sie sieht halt aus wie eine Spinne“, lachte er.

Er kicherte, so albern hatte sie ihn noch nie erlebt.

Pass auf, sie wird herunterkommen, sich zu uns setzen und ein wenig mit uns plaudern.

Ja, Spinnen und Krabbeltiere können auch reden, wusstest du das nicht? Hör mal, was

singt der Jim Morrison da gerade: 'I want to hear the scream of the butterfly'...?“

Stefanie lauschte auf „When the music's over“ und nickte.

Tatsächlich. Aber das ist alles Quatsch. Schmetterlinge können nicht schreien.“

Doch, ganz bestimmt. Aber man kann es normalerweise nicht hören, man braucht einen

Verstärker. Und - man muss was genommen haben...“ Er kicherte wieder. „Schade, dass

jetzt kein Schmetterling im Zimmer ist, ich würde gern wissen, ob ich ihn hören kann.“

Unsinn.“

Stefanie hatte mit einem Mal das Gefühl, alles glasklar zu durchschauen und zu

verstehen, auf einer Ebene, die sie nie zuvor gekannt hatte. Gekas Tee verfehlte seine

Wirkung nicht. Tausend Gedanken auf einmal schossen durch ihr Hirn, und sie versuchte,

wenigstens einen, den wichtigsten, in Worte zu fassen:

Der Schrei des Schmetterlings ist symbolisch gemeint: Der ist ganz leise, aber ein

technischer Verstärker hilft da nicht. Es ist ein Gedankenschrei, den der andere nur

wahrnehmen kann, wenn er genauso denkt und fühlt...“

Hä?“ machte Walter, „'Gedankenschrei' - was für ein komisches Wort.“

Verstehst du nicht, was ich meine? Jim Morrison möchte den stummen Schrei von

jemandem verstehen, vielleicht ist es ein Hilfeschrei von einer Frau...“

Madame Butterfly?!“ kicherte Walter.

Stefanie runzelte die Stirn. Sie wunderte sich über seine gesprächige Albernheit, fragte

sich, wie er auf die Oper von Puccini kam. Was für ein Quatsch, ich bin doch nicht

Madame Butterfly. Dann schon eher der Schmetterling, dessen Hilfeschrei niemand hört...

Der letzte Titel war zu Ende, im Zimmer war es ganz still. When the music's over, turn out

the light...

Sie war beinahe ein wenig weggedämmert, als er plötzlich sagte:

...

Deine Füße sind aber kalt. Komm näher, ich wärm dich, du kaltes Kind.“

KIND?“

Er kicherte. „Na, du bist ja nicht gerade groß... Äh, als Kirsten zum ersten Mal hier war, hat

sie deine Gummistiefel gesehen und gefragt, ob hier noch ein Kind wohnt. Hihihi...“

Sie runzelte die Stirn. Musste er diese schöne Stimmung durch die Erwähnung von Kirsten

kaputtmachen? Enttäuscht sah sie ihn an. Auch er blickte ihr in die Augen.

He, guck nicht so traurig. Vielleicht wächst du ja noch, geh mal im Regen spazieren.“

Bah! Dann ist Kirsten wohl zu viel durch den Regen gelaufen, so groß, wie sie ist.“

Hihihi“, kicherte er wieder und wollte sich ausschütten vor Lachen.

He, Walter, werd nicht albern!“

Bin ich aber – hihihi! Das liegt wohl am Tee.“

Entschuldigt der Tee auch seine platten Bemerkungen über meine unterdurchschnittliche

Körperlänge? Sie fand keine Antwort, denn die Gedanken fuhren mit ihr Karussell. Eine

Weile schwiegen beide, bis er sagte:

Du hast so schöne braune Augen... was die wohl schon alles gesehen haben... Geht dir

das auch so, ich habe tausend Gedanken auf einmal, alles rauscht durch meinen Kopf und

dreht sich... Halt mich fest, Steffi, sonst werde ich verrückt.“

Keine Angst, Walter, das ist nur der Tee. Sei ganz ruhig, versuch zu schlafen.“

Sie umfasste ihn und drückte ihn an sich, um ihm Halt zu geben. „Besser?“

Er nickte und schloss die Augen, und sie hielt sich an ihm fest, denn in ihrem eigenen Kopf

tobte ebenfalls ein Blitzgewitter von 1001 Gedanken. Nach einer Weile bewegte sich

Walter nicht mehr, und sie stellte erstaunt fest, dass er eingeschlafen war.

Rock 'n' Roll:


Stefanie ... ertappte sich bei dem Wunsch, auch so gut tanzen zu können wie ihre

Freundin, und zwar mit Frieder. Als die beiden von der Tanzfläche zurückkamen, nahm er

ihre Hand: „Komm, jetzt tanzen wir beide mal.“

Ich kann das aber nicht so wie Doro“, wehrte sie sich, doch er lachte.

Macht nichts.“

Der Disc Jockey mischte Rock und Jazz, Blues und Schlager und spielte sogar „Nathalie“

von Gilbert Bécaud.

Oh nee, dazu kann ich aber wirklich nicht tanzen!“ rief sie aus, aber Frieder umfasste sie

und schunkelte mit ihr herum.

Ist doch ganz einfach.“

Und ein wunderschönes Lied. So ähnlich habe ich das in Paris erlebt, da hat mir auch mal

einer die Stadt gezeigt, und wir waren zusammen in seinem Studentenwohnheim...“

Sie seufzte, sah Frieders schütteres Haar und die dicke Brille und versuchte, sich auf den

Takt zu konzentrieren, damit sie ihm nicht auf die Füße trat.

Das geht doch schon ganz gut“, lächelte er, „sei einfach ganz locker.“

Hm.“

Er führte sie um sich herum, ließ sie eine Figur allein tanzen, und plötzlich blieb sie von

allein im Rhythmus, machte die Schritte richtig, bewegte sich weniger verkrampft, und das

Tanzen ging wie von selbst, ja es machte ihr sogar Spaß. Strahlend sah sie ihn an.

Und du sagst, du kannst nicht tanzen!“ sagte er, als sie wieder zu ihrem Tisch gingen.

Kommt halt drauf an, wie einer führt“, gab sie zurück.

...

Sie saß allein am Rand der Tanzfläche, als sie plötzlich jemand anstieß:

Chin chin!“ Der Typ hielt ihr sein Glas hin, als ob er sie kannte. Fragend sah sie ihn an.

Erinnerst du dich nicht? Ich bin Pierre.“

Pierre?“ fragte sie verständnislos und versuchte sich zu erinnern.

Ja, der mit dem Mofa!“

Ach so!“ strahlte sie auf. „Ja, das war wirklich nett von dir damals... Wie geht's?“

Gut. Und dir? Hast du deine Überzeugung geändert?“

Welche Überzeugung?“

Na, dass Mofafahren die schönste Sache der Welt ist.“

Na ja, ich habe jetzt einen Mitbewohner mit Motorrad, der nimmt mich manchmal mit. Und

sonst fahre ich mit meinem Mofa herum. Es gibt nichts Schöneres...“

Du, ich freu mich, dass du da bist. Wollen wir tanzen?“

Natürlich.“

Sie gingen zur Tanzfläche, aber Stefanie wusste nicht, wie sie sich zu den orientalischen

Klängen bewegen sollte. Pierre bemerkte ihre Unsicherheit und fragte:

Kannst du Rock'n' Roll tanzen?“

Ein bisschen.“

Okay. Warte hier.“

Er ging zur Musikanlage, diskutierte kurz mit dem Disc Jockey, und als er zu Stefanie

zurückkam, ertönte tatsächlich eine alte Scheibe von Johnny Halliday: „Summertime

Blues“ auf Französisch. Stefanie und Pierre tanzten Rock 'n' Roll, bis sie lachend und

außer Atem einander in den Armen lagen.

Also, was die schönste Sache der Welt ist, darüber kann man streiten, aber tanzen ist mit

Sicherheit die zweitschönste“, meinte er.


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